Drei Fälle von HIV / AIDS: Felician, Esther und Mary

 
von Jeremy Sherr
 

Erster Fall: Felician

Felician sieht für sein Alter sehr jung aus. Seine Eltern gehören zu zwei verschiedenen Stämmen, seine Mutter ist Massai, sein Vater ist Chaga.

Er hat dreimal innerhalb von fünf Jahren Tuberkulose gehabt. Das letzte Mal (2003) wurde er auch auf HIV getestet und war positiv. Seine CD4-Zellzahl lag bei 46 und er begann mit der Einnahme von ARV (antiretroviralen Medikamenten) und Septrin. Die CD4-Zellzahl stieg bis 2007 auf 167, ist aber jetzt wieder auf 138 abgesunken, was ein Therapieversagen anzeigt.

Er hat z.Zt. weder Husten noch Tuberkulose, leidet aber jetzt manchmal unter Malariaanfällen. Seine Zunge hat schwarze Flecken. Die Drüsen im Nacken sind geschwollen, die rechte Seite ist schlimmer. Er hat Taubheitsgefühle in den unteren Extremitäten - eine Nebenwirkung der antiretroviralen Medikamente. Er schwitzt nachts. Er träumt, von Tieren, z.B. Leoparden, verfolgt zu werden und von Beerdigungen; manchmal träumt er, er sei tot und schon begraben. Er ist sanft und verhält sich eher wie ein Massai. Er fürchtet sich vor Schlangen und Hunden.

Er ist kann auch aufbrausend sein und wird leicht wütend, doch er vermeidet Konfrontationen und zieht sich dann lieber zurück. Er hatte eine schwierige Kindheit, weil seine Mutter und sein Vater sich getrennt haben. Sein Vater heiratete wieder, und er wurde 20 Jahre lang von seiner Stiefmutter aufgezogen. Es war eine schwere Zeit für ihn, weil sie ihre Liebe nicht teilen konnte. Er spürte, dass es für ihn hier weder Liebe noch Fürsorge gab, nur Eifersucht und Ablehnung.

Repertorisation (Radar)
Haut - Jucken
Träume – von Toten
Mund - Farbe - Zunge schwarz
Schweiß - nachts
Mind-Symptome - Träume - Beerdigungen
DD: Chelidonium, Thuja, Magnesium carbonicum, Natrium carbonicum, Alumina

Mittel: Magnesium carbonicum C 12 täglich
Die Gründe für die Verschreibung sind klar: Beschwerden dadurch, dass er Halbwaise ist, streitsüchtig und friedlich, Drüsenschwellungen, Nachtschweiß usw.

Follow ups:
Drei Wochen später: Er fühlt sich viel besser und hat mehr Energie. Der Schlaf ist gut. Kein Fieber mehr. Er hat ein neues Symptom: nach dem Schlafen Absonderung aus den Augen. Die geschwollenen Drüsen am Hals sind besser, das Taubheitsgefühl in den Beinen hat nachgelassen. Die Nachtschweiß ist gleich geblieben. Er träumt, von Hunden gejagt zu werden und kämpft gegen unbekannte Wesen. Seine Wutanfälle sind weniger geworden.
Mittel: mit Magnesium carbonicum C 12 (täglich) fortfahren.

2 Monate später: Es geht ihm besser, er ist kräftig und voller Energie. Er schläft gut. Alle seine Symptome sind verschwunden und er fühlt sich gut. Er hat keine Träume von Verfolgung oder Beerdigung mehr, kein Taubheitsgefühl in den Beinen und keine Absonderung mehr aus den Augen; er wird nicht mehr so leicht wütend.
Mittel: Weiter mit Magnesium carbonicum C 12 täglich.

18 Monate nach dem ersten Mittel: Keins der ursprünglichen Symptome ist geblieben, kein Husten, kein Nachtschweiß, keine Drüsenschwellungen; er fühlt sich stark und arbeitet. Der Schlaf ist gut, er hat keine schlechten Träume mehr. Seine CD4-Zellzahl ist auf 417 angestiegen. Die Ärzte sagen, es geht ihm so gut, dass Septrin abgesetzt werden kann. Ihre Meinung, nicht meine!
Ein altes Symptom ist stark zurückgegangen: Das Taubheitsgefühl an den Fußsohlen.
Ein neues Symptom ist aufgetreten: Juckreiz in den Ohren.
Mittel: Acidum fluoricum C 12 täglich.

 

Zweiter Fall: Esther

Bei Esther wurde im Jahr 2006 AIDS diagnostiziert, aber wahrscheinlich hatte sie schon seit 18 Jahren AIDS; wir wissen das, weil ihr heute 18-jähriges Kind bei der Geburt infiziert wurde. Als sie 2006 mit ARV begann, hatte sie eine CD4-Zellzahl von 56; im vergangenen Jahr stieg sie auf 340 und vor einem Monat lag sie bei 411.

Sie ist eine aufrechte, selbstbewusste, stolze und königliche Frau. Vor der ARV-Behandlung hatte sie häufig Fieber, Durchfall und blasige, wässrige Hautausschläge. Diese Symptome haben sich mit antiretroviralen Medikamenten gebessert, kommen jedoch jetzt langsam wieder.

Sie hat keinen Appetit und verliert ständig an Gewicht. Früher wog sie 68 kg, jetzt bringt sie nur noch 56 kg auf die Waage. Sie fühlt sich sehr schwach; ihre Beine sind schwach und müde. Sie kann kaum noch arbeiten. Ihre Lippen schälen sich. Sie schläft schlecht und macht sich Sorgen um ihre Kinder. Sie hat kein Geld, um sie zu ernähren oder sie zur Schule zu schicken. Sie kann nicht arbeiten, weil sie zu schwach ist. Die Kinder sind oft hungrig. Sie hat Gelenkschmerzen, besonders in den Knien und Ellbogen. Ihr Sehvermögen ist schlecht. Sie hat Kopfschmerzen in den Schläfen und am Scheitel. Oft bekommt sie Grippe. Sie hat Pilzbefall im Mund, Geschwüre an den Lippen und der Zungengrund ist schwarz, während die Zunge weiß belegt ist. Ihre Brust verkrampft sich durch den ständigen Husten und sie leidet unter Schmerzen in der Brust und im Brustbein. Sie hat schmerzhafte Magengeschwüre. Häufig wird sie von Malaria-Anfällen heimgesucht. Sie ist frostig und hat Rückenschmerzen im Lendenwirbelbereich.

Sie träumt davon, in einer Leichenhalle Leichen zu waschen; von einem neuen Baby, das sie allein zur Welt bringen muss; sie träumt, von Löwen und Leoparden gejagt zu werden; verheiratet zu sein, aber die Ehe geht schief.
Ihr Mann verließ sie 2006, als er herausfand, dass sie infiziert war. Sie ist wütend und traurig darüber. Ihre Kinder stören sie. Sie sind infiziert, aber sie kann es ihnen nicht sagen. Wenn sie könnte, wäre sie wie eine Löwin; dann würde sie zu ihrem Mann zurückkehren. Sie mag Löwen, weil sie stark und schnell sind; wenn sie so wäre, könnte niemand sie verletzen. Sie ist wütend auf ihren Bruder, der ihr alles, was sie besaß, genommen hat. Nun verfällt das Haus und niemand kümmert sich darum. Sie würde ihren Bruder am liebsten umbringen.
Sie hat das Gefühl, dass die ARV ihr am Anfang geholfen haben, aber jetzt geht es bergab mit ihr und man kann nichts mehr für sie tun.

Repertorisation (Radar und Repertorium der Mind-Symptome)
mentale Qualität - Opfer
Magen - Appetit vermindert
Träume - von Tieren verfolgt
Träume - Geburt, bringt ihr Baby allein zur Welt

Mittel: Lac leoninum C 12 täglich
Dieser Fall zeigt eine klare ‚Signatur’. Es ist interessant zu sehen, wie gut er sich repertorisieren lässt. Das Lac-leo-Gefühl von Verrat ist besonders auffällig.

Follow-Ups:
Sechs Monate später: das Mittel hat geholfen. Ihre Energie ist angestiegen und sie fühlt sich stärker. Ihr Schlaf ist viel besser geworden und sie hat keine bösen Träume mehr. Der Appetit ist gut und sie hat an Gewicht zugenommen. Vor einem Monat wurde ihre CD4-Zellzahl  überprüft und sie lag bei 360.
Mittel: weiter mit Lac leoninum C 12 täglich.
Hinweis: Die CD4-Zellzahl sinkt oft nach der ersten Verordnung zunächst noch. Dies liegt daran, dass der Test die Qualität misst und nicht die Quantität. Die CD4-Zellen sind zwar weniger geworden, aber sie sind gesünder.

Einen Monat später: sie hat das Mittel nicht mehr genommen und ist wegen Schmerzen in der Brust in die Klinik gegangen: Dort gaben sie ihr Medikamente. Sie war sich nicht sicher, ob sie unser Mittel nehmen sollte, und sie wohnt zu weit weg um zu kommen und zu fragen. Dann bekam sie Malaria und erhielt im Krankenhaus Malaria-Medikamente. Sie bekamen ihr schlecht und sie wollte sie nicht mehr nehmen.
Mittel: Lac leoninum C 30, zweimal wöchentlich

Fünf Monate später: Das Mittel hat phantastisch geholfen! Die Ärzte haben ihr Blut überprüft und es ist kein Virus mehr zu finden!!! Sie konnten nicht verstehen, wie das kam. Sie spürt, dass sie „die Krankheit“ nicht mehr hat. Ihre CD4-Zellzahl beträgt 560.
Sie hat keine Malaria-Anfälle mehr. Sie ist nicht mehr müde, fühlt sich stark und kann wieder arbeiten. Das Geschwür ist weg, ihr Appetit hat sich gebessert, und sie hat zugenommen. Ihre Lippen schälen sich nicht mehr, die Gelenkbeschwerden und die Sehstörungen sind viel besser geworden und sie hat keinen Pilzbefall mehr im Mund.
Sie träumte, dass sie mit ihrem verstorbenen Vater sprach. Er gab ihr Ratschläge und sagte, er wolle ihr helfen.
Mittel: weiter mit Lac-leoninum C 30 zweimal wöchentlich

 

Dritter Fall: Mary

Mary begann vor 3 Jahren mit der Einnahme von antiretroviralen Medikamenten. Ihre zuletzt gemessene CD4-Zellzahl ist 140. Sie hat geschwollene Drüsen in den Achselhöhlen, eine Pilzinfektion im Genitalbereich, verliert an Gewicht und ermüdet beim Gehen leicht. Sie ist sehr schwach und kann nicht arbeiten.

Vor der Einnahme der ARV hatte sie Hautjucken und Ausschläge mit wässriger Absonderung am ganzen Körper. Seit sie ARV einnimmt, hat sie Taubheitsgefühle in den Fußsohlen sowie im rechten Arm und in den Zähnen. Sie hat Kopfschmerzen mit Taubheitsgefühl in der rechten Schläfe,

schlimmer durch Sonne und Hitze. Sie hat Schnupfen mit gelber Absonderung, die wie Eiter aussieht. Ihr linkes Auge ist schwach, und ihre Fingergelenke, die gezerrt sind, schmerzen heftig.
Sie hat häufig Durchfall mit Rumpeln im Bauch und fühlt sich durch den Durchfall sehr geschwächt. Sie hat starken, wässrigen Ausfluss aus der Vagina. Die periodisch auftretenden  Fieberschübe sind abends schlimmer. Sie schläft schlecht und hat beunruhigende Träume von Beerdigungen; ein paar Mal träumte sie von Messern. Sie ist insgesamt schwach und sehr vergesslich.
Wenn sie wütend auf ihre Familie ist, kann sie nur mit anderen darüber sprechen; zuhause behält sie es für sich und vergibt allen, nachdem sie gebetet hat. Ihr Mann ist ebenfalls krank, er hatte einen Schlaganfall und kann sich an nichts erinnern. Sie hat 8 Kinder, von denen keines infiziert ist. Sie hat kein Geld für Lebensmittel für die Kinder; oft bekommen sie den ganzen Tag nichts zu essen. Sie gehen nicht zur Schule, weil sie das Schulgeld nicht bezahlen kann. Sie macht sich große Sorgen um ihre Kinder und um die Finanzen; sie weiß nicht, wie sie sie ernähren soll, da sie keine Energie hat zu arbeiten oder sonst irgendetwas zu tun. Sie weint.

Repertorisation (Radar und J. Sherr: Mental Qualities Repertory):
Extremitäten - Taubheit, Fußsohlen
Geist und Gemüt - Opfer
Nase - Absonderung, gelb
Weibliche Genitalien - Fluor, dünn
Geist und Gemüt - Messer und Punkte
Geist und Gemüt – Geld
DD: Arsenicum, Alumina, Sepia, Sulfur, Syphilinum

Mittel: Alumina C 12 täglich

Follow-ups:
5 Wochen später: Nach einer Woche fühlte sie sich viel besser. Sie hatte Nasenbluten und Kopfschmerzen gehabt, die aber wieder weg gingen. Sie hatte das Gefühlt, sie müsse erbrechen. Sie nahm das Mittel weiter und fühlte sich immer besser und stärker, war nicht mehr müde. Die Drüsenschmerzen in den Achselhöhlen ließen nach. Sie nahm 2 kg zu. Das Taubheitsgefühl in den Füßen, Beinen und Armen ist verschwunden. Sie hat noch Taubheitsgefühle in den Zähnen, aber es wird besser. Die Kopfschmerzen sind weniger geworden, sie hat keine Taubheitsgefühle mehr, und sie bekommt keine Kopfschmerzen mehr von der Sonne. Ihre Nasenabsonderung ist nicht mehr gelb, sondern weiß. Die Absonderungen aus den Augen und der Vaginalausfluss haben aufgehört. Das Fieber, der Durchfall und das Bauchrumpeln sind verschwunden. Ihr Schlaf ist besser und sie hat keine bösen Träume mehr. Ihr Gedächtnis hat sich wieder gebessert, ihre Energie ist angestiegen und es geht ihr insgesamt viel besser.
Mittel: eine Woche Pause, dann Alumina C 12 alle zwei Tage

Zwei Monate später: es ging ihr sehr gut, aber jetzt hat sie eine akute Erkrankung der Atemwege bekommen. Die Taubheitsgefühle, die Kopfschmerzen, die Schmerzen in Fingern sind besser und die Absonderungen sind weniger geworden. Sie ist immer noch vergesslich, aber nicht mehr so sehr. Ihre Energie ist gestiegen. Sie kann jetzt wieder arbeiten und hat etwas mehr Geld zur Verfügung.

Seit einer Woche hat sie Fieber, Husten, Grippe und womöglich Lungenentzündung. Sie hat ein verklebtes Gefühl in der Lunge und hat Schwierigkeiten beim Atmen. Sie ist sehr schwach, hat Schüttelfrost und keinen Appetit. Ihr Hals fühlt sich an, als sein ein Geschwür darin und sie hustet, weil es in der Kehle juckt. Wenn sie hustet, schmerzt es in der Brust. Sie hat schneidende Schmerzen im Bereich der unteren Rippen. Schüttelfrost und Fieber sind schlimmer abends. Sie will sich nur hinlegen, und es geht ihr besser in der Sonne.
Mittel: Bryonia alba C 30 (ergänzend zu Alumina).

Am nächsten Tag: viel besser; die akute Erkrankung geht schnell und sicher vorüber.
Mittel: Wiederaufnahme von Alumina C 12 alle zwei Tage.

Vier Monate später: drei Monate ging es ihr gut, bis sie Malaria bekam und allopathische Mittel nahm, nach denen es erneut schlimmer wurde. Eines ihrer Kinder starb vor zwei Monaten an Malaria, aber sie sagt, sie sei damit fertig geworden. Das kommt in Afrika leider häufig vor.
Mittel: Alumina C 12 täglich.

Sechs Monate später: Es geht ihr rundum gut, sie hat keine lästigen Symptome mehr. Ihre CD4-Zellzahl liegt jetzt bei 700, eine bemerkenswerte Verbesserung.

 
Fotos: Jeremy Sherr, Wendy Pollock, Tina Quirk

 

Drei Fälle von HIV / AIDS: Felician, Esther und Mary

 
von Jeremy Sherr
 

Erster Fall: Felician

Felician sieht für sein Alter sehr jung aus. Seine Eltern gehören zu zwei verschiedenen Stämmen, seine Mutter ist Massai, sein Vater ist Chaga.

Er hat dreimal innerhalb von fünf Jahren Tuberkulose gehabt. Das letzte Mal (2003) wurde er auch auf HIV getestet und war positiv. Seine CD4-Zellzahl lag bei 46 und er begann mit der Einnahme von ARV (antiretroviralen Medikamenten) und Septrin. Die CD4-Zellzahl stieg bis 2007 auf 167, ist aber jetzt wieder auf 138 abgesunken, was ein Therapieversagen anzeigt.

Er hat z.Zt. weder Husten noch Tuberkulose, leidet aber jetzt manchmal unter Malariaanfällen. Seine Zunge hat schwarze Flecken. Die Drüsen im Nacken sind geschwollen, die rechte Seite ist schlimmer. Er hat Taubheitsgefühle in den unteren Extremitäten - eine Nebenwirkung der antiretroviralen Medikamente. Er schwitzt nachts. Er träumt, von Tieren, z.B. Leoparden, verfolgt zu werden und von Beerdigungen; manchmal träumt er, er sei tot und schon begraben. Er ist sanft und verhält sich eher wie ein Massai. Er fürchtet sich vor Schlangen und Hunden.

Er ist kann auch aufbrausend sein und wird leicht wütend, doch er vermeidet Konfrontationen und zieht sich dann lieber zurück. Er hatte eine schwierige Kindheit, weil seine Mutter und sein Vater sich getrennt haben. Sein Vater heiratete wieder, und er wurde 20 Jahre lang von seiner Stiefmutter aufgezogen. Es war eine schwere Zeit für ihn, weil sie ihre Liebe nicht teilen konnte. Er spürte, dass es für ihn hier weder Liebe noch Fürsorge gab, nur Eifersucht und Ablehnung.

Repertorisation (Radar)
Haut - Jucken
Träume – von Toten
Mund - Farbe - Zunge schwarz
Schweiß - nachts
Mind-Symptome - Träume - Beerdigungen
DD: Chelidonium, Thuja, Magnesium carbonicum, Natrium carbonicum, Alumina

Mittel: Magnesium carbonicum C 12 täglich
Die Gründe für die Verschreibung sind klar: Beschwerden dadurch, dass er Halbwaise ist, streitsüchtig und friedlich, Drüsenschwellungen, Nachtschweiß usw.

Follow ups:
Drei Wochen später: Er fühlt sich viel besser und hat mehr Energie. Der Schlaf ist gut. Kein Fieber mehr. Er hat ein neues Symptom: nach dem Schlafen Absonderung aus den Augen. Die geschwollenen Drüsen am Hals sind besser, das Taubheitsgefühl in den Beinen hat nachgelassen. Die Nachtschweiß ist gleich geblieben. Er träumt, von Hunden gejagt zu werden und kämpft gegen unbekannte Wesen. Seine Wutanfälle sind weniger geworden.
Mittel: mit Magnesium carbonicum C 12 (täglich) fortfahren.

2 Monate später: Es geht ihm besser, er ist kräftig und voller Energie. Er schläft gut. Alle seine Symptome sind verschwunden und er fühlt sich gut. Er hat keine Träume von Verfolgung oder Beerdigung mehr, kein Taubheitsgefühl in den Beinen und keine Absonderung mehr aus den Augen; er wird nicht mehr so leicht wütend.
Mittel: Weiter mit Magnesium carbonicum C 12 täglich.

18 Monate nach dem ersten Mittel: Keins der ursprünglichen Symptome ist geblieben, kein Husten, kein Nachtschweiß, keine Drüsenschwellungen; er fühlt sich stark und arbeitet. Der Schlaf ist gut, er hat keine schlechten Träume mehr. Seine CD4-Zellzahl ist auf 417 angestiegen. Die Ärzte sagen, es geht ihm so gut, dass Septrin abgesetzt werden kann. Ihre Meinung, nicht meine!
Ein altes Symptom ist stark zurückgegangen: Das Taubheitsgefühl an den Fußsohlen.
Ein neues Symptom ist aufgetreten: Juckreiz in den Ohren.
Mittel: Acidum fluoricum C 12 täglich.

 

Zweiter Fall: Esther

Bei Esther wurde im Jahr 2006 AIDS diagnostiziert, aber wahrscheinlich hatte sie schon seit 18 Jahren AIDS; wir wissen das, weil ihr heute 18-jähriges Kind bei der Geburt infiziert wurde. Als sie 2006 mit ARV begann, hatte sie eine CD4-Zellzahl von 56; im vergangenen Jahr stieg sie auf 340 und vor einem Monat lag sie bei 411.

Sie ist eine aufrechte, selbstbewusste, stolze und königliche Frau. Vor der ARV-Behandlung hatte sie häufig Fieber, Durchfall und blasige, wässrige Hautausschläge. Diese Symptome haben sich mit antiretroviralen Medikamenten gebessert, kommen jedoch jetzt langsam wieder.

Sie hat keinen Appetit und verliert ständig an Gewicht. Früher wog sie 68 kg, jetzt bringt sie nur noch 56 kg auf die Waage. Sie fühlt sich sehr schwach; ihre Beine sind schwach und müde. Sie kann kaum noch arbeiten. Ihre Lippen schälen sich. Sie schläft schlecht und macht sich Sorgen um ihre Kinder. Sie hat kein Geld, um sie zu ernähren oder sie zur Schule zu schicken. Sie kann nicht arbeiten, weil sie zu schwach ist. Die Kinder sind oft hungrig. Sie hat Gelenkschmerzen, besonders in den Knien und Ellbogen. Ihr Sehvermögen ist schlecht. Sie hat Kopfschmerzen in den Schläfen und am Scheitel. Oft bekommt sie Grippe. Sie hat Pilzbefall im Mund, Geschwüre an den Lippen und der Zungengrund ist schwarz, während die Zunge weiß belegt ist. Ihre Brust verkrampft sich durch den ständigen Husten und sie leidet unter Schmerzen in der Brust und im Brustbein. Sie hat schmerzhafte Magengeschwüre. Häufig wird sie von Malaria-Anfällen heimgesucht. Sie ist frostig und hat Rückenschmerzen im Lendenwirbelbereich.

Sie träumt davon, in einer Leichenhalle Leichen zu waschen; von einem neuen Baby, das sie allein zur Welt bringen muss; sie träumt, von Löwen und Leoparden gejagt zu werden; verheiratet zu sein, aber die Ehe geht schief.
Ihr Mann verließ sie 2006, als er herausfand, dass sie infiziert war. Sie ist wütend und traurig darüber. Ihre Kinder stören sie. Sie sind infiziert, aber sie kann es ihnen nicht sagen. Wenn sie könnte, wäre sie wie eine Löwin; dann würde sie zu ihrem Mann zurückkehren. Sie mag Löwen, weil sie stark und schnell sind; wenn sie so wäre, könnte niemand sie verletzen. Sie ist wütend auf ihren Bruder, der ihr alles, was sie besaß, genommen hat. Nun verfällt das Haus und niemand kümmert sich darum. Sie würde ihren Bruder am liebsten umbringen.
Sie hat das Gefühl, dass die ARV ihr am Anfang geholfen haben, aber jetzt geht es bergab mit ihr und man kann nichts mehr für sie tun.

Repertorisation (Radar und Repertorium der Mind-Symptome)
mentale Qualität - Opfer
Magen - Appetit vermindert
Träume - von Tieren verfolgt
Träume - Geburt, bringt ihr Baby allein zur Welt

Mittel: Lac leoninum C 12 täglich
Dieser Fall zeigt eine klare ‚Signatur’. Es ist interessant zu sehen, wie gut er sich repertorisieren lässt. Das Lac-leo-Gefühl von Verrat ist besonders auffällig.

Follow-Ups:
Sechs Monate später: das Mittel hat geholfen. Ihre Energie ist angestiegen und sie fühlt sich stärker. Ihr Schlaf ist viel besser geworden und sie hat keine bösen Träume mehr. Der Appetit ist gut und sie hat an Gewicht zugenommen. Vor einem Monat wurde ihre CD4-Zellzahl  überprüft und sie lag bei 360.
Mittel: weiter mit Lac leoninum C 12 täglich.
Hinweis: Die CD4-Zellzahl sinkt oft nach der ersten Verordnung zunächst noch. Dies liegt daran, dass der Test die Qualität misst und nicht die Quantität. Die CD4-Zellen sind zwar weniger geworden, aber sie sind gesünder.

Einen Monat später: sie hat das Mittel nicht mehr genommen und ist wegen Schmerzen in der Brust in die Klinik gegangen: Dort gaben sie ihr Medikamente. Sie war sich nicht sicher, ob sie unser Mittel nehmen sollte, und sie wohnt zu weit weg um zu kommen und zu fragen. Dann bekam sie Malaria und erhielt im Krankenhaus Malaria-Medikamente. Sie bekamen ihr schlecht und sie wollte sie nicht mehr nehmen.
Mittel: Lac leoninum C 30, zweimal wöchentlich

Fünf Monate später: Das Mittel hat phantastisch geholfen! Die Ärzte haben ihr Blut überprüft und es ist kein Virus mehr zu finden!!! Sie konnten nicht verstehen, wie das kam. Sie spürt, dass sie „die Krankheit“ nicht mehr hat. Ihre CD4-Zellzahl beträgt 560.
Sie hat keine Malaria-Anfälle mehr. Sie ist nicht mehr müde, fühlt sich stark und kann wieder arbeiten. Das Geschwür ist weg, ihr Appetit hat sich gebessert, und sie hat zugenommen. Ihre Lippen schälen sich nicht mehr, die Gelenkbeschwerden und die Sehstörungen sind viel besser geworden und sie hat keinen Pilzbefall mehr im Mund.
Sie träumte, dass sie mit ihrem verstorbenen Vater sprach. Er gab ihr Ratschläge und sagte, er wolle ihr helfen.
Mittel: weiter mit Lac-leoninum C 30 zweimal wöchentlich

 

Dritter Fall: Mary

Mary begann vor 3 Jahren mit der Einnahme von antiretroviralen Medikamenten. Ihre zuletzt gemessene CD4-Zellzahl ist 140. Sie hat geschwollene Drüsen in den Achselhöhlen, eine Pilzinfektion im Genitalbereich, verliert an Gewicht und ermüdet beim Gehen leicht. Sie ist sehr schwach und kann nicht arbeiten.

Vor der Einnahme der ARV hatte sie Hautjucken und Ausschläge mit wässriger Absonderung am ganzen Körper. Seit sie ARV einnimmt, hat sie Taubheitsgefühle in den Fußsohlen sowie im rechten Arm und in den Zähnen. Sie hat Kopfschmerzen mit Taubheitsgefühl in der rechten Schläfe,

schlimmer durch Sonne und Hitze. Sie hat Schnupfen mit gelber Absonderung, die wie Eiter aussieht. Ihr linkes Auge ist schwach, und ihre Fingergelenke, die gezerrt sind, schmerzen heftig.
Sie hat häufig Durchfall mit Rumpeln im Bauch und fühlt sich durch den Durchfall sehr geschwächt. Sie hat starken, wässrigen Ausfluss aus der Vagina. Die periodisch auftretenden  Fieberschübe sind abends schlimmer. Sie schläft schlecht und hat beunruhigende Träume von Beerdigungen; ein paar Mal träumte sie von Messern. Sie ist insgesamt schwach und sehr vergesslich.
Wenn sie wütend auf ihre Familie ist, kann sie nur mit anderen darüber sprechen; zuhause behält sie es für sich und vergibt allen, nachdem sie gebetet hat. Ihr Mann ist ebenfalls krank, er hatte einen Schlaganfall und kann sich an nichts erinnern. Sie hat 8 Kinder, von denen keines infiziert ist. Sie hat kein Geld für Lebensmittel für die Kinder; oft bekommen sie den ganzen Tag nichts zu essen. Sie gehen nicht zur Schule, weil sie das Schulgeld nicht bezahlen kann. Sie macht sich große Sorgen um ihre Kinder und um die Finanzen; sie weiß nicht, wie sie sie ernähren soll, da sie keine Energie hat zu arbeiten oder sonst irgendetwas zu tun. Sie weint.

Repertorisation (Radar und J. Sherr: Mental Qualities Repertory):
Extremitäten - Taubheit, Fußsohlen
Geist und Gemüt - Opfer
Nase - Absonderung, gelb
Weibliche Genitalien - Fluor, dünn
Geist und Gemüt - Messer und Punkte
Geist und Gemüt – Geld
DD: Arsenicum, Alumina, Sepia, Sulfur, Syphilinum

Mittel: Alumina C 12 täglich

Follow-ups:
5 Wochen später: Nach einer Woche fühlte sie sich viel besser. Sie hatte Nasenbluten und Kopfschmerzen gehabt, die aber wieder weg gingen. Sie hatte das Gefühlt, sie müsse erbrechen. Sie nahm das Mittel weiter und fühlte sich immer besser und stärker, war nicht mehr müde. Die Drüsenschmerzen in den Achselhöhlen ließen nach. Sie nahm 2 kg zu. Das Taubheitsgefühl in den Füßen, Beinen und Armen ist verschwunden. Sie hat noch Taubheitsgefühle in den Zähnen, aber es wird besser. Die Kopfschmerzen sind weniger geworden, sie hat keine Taubheitsgefühle mehr, und sie bekommt keine Kopfschmerzen mehr von der Sonne. Ihre Nasenabsonderung ist nicht mehr gelb, sondern weiß. Die Absonderungen aus den Augen und der Vaginalausfluss haben aufgehört. Das Fieber, der Durchfall und das Bauchrumpeln sind verschwunden. Ihr Schlaf ist besser und sie hat keine bösen Träume mehr. Ihr Gedächtnis hat sich wieder gebessert, ihre Energie ist angestiegen und es geht ihr insgesamt viel besser.
Mittel: eine Woche Pause, dann Alumina C 12 alle zwei Tage

Zwei Monate später: es ging ihr sehr gut, aber jetzt hat sie eine akute Erkrankung der Atemwege bekommen. Die Taubheitsgefühle, die Kopfschmerzen, die Schmerzen in Fingern sind besser und die Absonderungen sind weniger geworden. Sie ist immer noch vergesslich, aber nicht mehr so sehr. Ihre Energie ist gestiegen. Sie kann jetzt wieder arbeiten und hat etwas mehr Geld zur Verfügung.

Seit einer Woche hat sie Fieber, Husten, Grippe und womöglich Lungenentzündung. Sie hat ein verklebtes Gefühl in der Lunge und hat Schwierigkeiten beim Atmen. Sie ist sehr schwach, hat Schüttelfrost und keinen Appetit. Ihr Hals fühlt sich an, als sein ein Geschwür darin und sie hustet, weil es in der Kehle juckt. Wenn sie hustet, schmerzt es in der Brust. Sie hat schneidende Schmerzen im Bereich der unteren Rippen. Schüttelfrost und Fieber sind schlimmer abends. Sie will sich nur hinlegen, und es geht ihr besser in der Sonne.
Mittel: Bryonia alba C 30 (ergänzend zu Alumina).

Am nächsten Tag: viel besser; die akute Erkrankung geht schnell und sicher vorüber.
Mittel: Wiederaufnahme von Alumina C 12 alle zwei Tage.

Vier Monate später: drei Monate ging es ihr gut, bis sie Malaria bekam und allopathische Mittel nahm, nach denen es erneut schlimmer wurde. Eines ihrer Kinder starb vor zwei Monaten an Malaria, aber sie sagt, sie sei damit fertig geworden. Das kommt in Afrika leider häufig vor.
Mittel: Alumina C 12 täglich.

Sechs Monate später: Es geht ihr rundum gut, sie hat keine lästigen Symptome mehr. Ihre CD4-Zellzahl liegt jetzt bei 700, eine bemerkenswerte Verbesserung.

 
Fotos: Jeremy Sherr, Wendy Pollock, Tina Quirk

 





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