Biss und Reue - ein Fall von Lyssinum

 
von Evelien van der Kamp
 

Golden Retriever

Job ist eine drei-jährige Golden Retriever-Hündin, die in die Sprechstunde gebracht wird, weil sie ihre Besitzerin beißt, sobald sie unter Stress kommt. Aber auch, wenn man sie frei laufen lässt, beißt sie sowohl fremde Leute als auch andere Hunde. Ihre Besitzerin reagiert panisch auf diese Verhaltensänderung, zumal ihr früherer Golden Retriever wegen eines ähnlichen Aggressions-Syndroms eingeschläfert werden musste. Sie und ihr Hund haben das Vertrauen zueinander verloren; wenn die Besitzerin in Panik gerät, beißt der Hund sogar noch eher. Job ist

sehr offen und scheint jedes noch so kleine Signal aufzunehmen, das sie jedoch oft nicht richtig einordnen kann - und dann beißt sie. Unmittelbar danach ist sie voller Reue: Sie verhält sich dann ganz devot und leckt ihrer Besitzerin die Hände.

Job hat verschiedene Ängste: Geräusche - sie erschrickt durch relativ leise Geräusche und schreiende Kinder und wagt sich z.B. nicht in die Küche, wenn der Geschirrspüler läuft. Sie hasst den Rasensprenger. Vor Feuerwerk hat sie jedoch keine Angst, nicht einmal, wenn ihr ein Feuerwerkskörper direkt vor die Füße fliegt! Wenn sie Angst hat, versteckt sie sich unter dem Tisch an der Wand. Sie wird ganz aufgeregt, wenn es windig ist und jagt alles, was in der Luft herum fliegt. Sie kann penetrant, nervös und überempfindlich sein und ist sehr Besitz ergreifend ihrem Frauchen gegenüber. Sie hat einen ausgezeichneten Appetit; ihr Speichel ist zäh und klebrig. Sie ist meist warm und liegt lieber im Schatten. Sie wurde jedes Jahr geimpft; der komplette Impfcocktail, einschließlich Tollwutimpfung.

Analyse:
Ein Hund, der keinen Reiz toleriert und darauf mit plötzlichen Panikattacken reagiert; dann neigt er dazu, irgend jemanden, der gerade in seiner Nähe ist, zu beißen. Auf den Biss folgt sofort die Reue. Zäher Speichel. Schlimmer durch Sonne, Wind und Wassergeräusche.


Verordnung: Lyssinum (Tollwut-Nosode) C 30, Wiederholungsgabe nach zwei Wochen.

Follow-up:
Es ging ihr bedeutend besser, bis die Besitzerin sie einen Monat später wieder impfen ließ (wieder der komplette „Impfcocktail“, zusätzlich Entwurmung). Danach hatte sie schwere Durchfälle und war sehr unruhig. Sie jagte allem hinterher, was sich bewegte und griff  Radfahrer an.

Lyssinum C 30 wurde wiederholt, aber die Reaktion war diesmal nicht so gut; daraufhin  wurde eine höhere Potenz gegeben: Lyssinum C 200, 3 Gaben. Der Besitzerin wurde empfohlen, die Tollwutimpfung und die monatliche Wurmkur zu unterlassen.
Jobs Befinden besserte sich wieder, und ihre Besitzerin fühlte sich nun sicher genug, um sie zu einem Agilitytraining, das eine ausgezeichnete Beziehung zwischen Besitzer und Hund erfordert, mitzunehmen. (Der Hundetrainer lehrt den Hund verschiedene Befehle und übt mit ihm einen Hindernis-Parcours).

Drei Jahre später geht es ihr immer noch gut.

Die Differentialdiagnose war Stramonium, aber die Angst vor dem Wasser und der Faden ziehende Speichel wiesen eindeutig auf Lyssinum hin. Eine guter Hinweis auf Lyssinum ist auch: „Aggression im schnellen Wechsel mit Reue.“

Viele Hunde reagieren nach Tollwutimpfungen ähnlich mit erheblichen Aggressionen, manchmal nicht gleich nach der ersten, sondern erst nach der zweiten oder dritten Impfung. Daher ist die Frage nach der Impfung wichtig in der Anamnese von Hunden, die plötzlich aggressiv werden oder Verhaltensauffälligkeiten zeigen.
Lyssinum-Hunde zeigen oft ein widersprüchliches Verhalten: Sie können durch Kleinigkeiten erschrecken, aber furchtlos in Situationen sein, wo man normalerweise erwarten würde, dass ein Hund Angst hat.

Fotos: Wikimedia Commons
im Schnee spielender Golden Retriever, Ltshears
Kategorien: Fälle
Stichwörter: Beißen, Reue, Angst vor Lärm, zäher Speichel, hochsensibel
Mittel: Lyssinum

Biss und Reue - ein Fall von Lyssinum

 
von Evelien van der Kamp
 

Golden Retriever

Job ist eine drei-jährige Golden Retriever-Hündin, die in die Sprechstunde gebracht wird, weil sie ihre Besitzerin beißt, sobald sie unter Stress kommt. Aber auch, wenn man sie frei laufen lässt, beißt sie sowohl fremde Leute als auch andere Hunde. Ihre Besitzerin reagiert panisch auf diese Verhaltensänderung, zumal ihr früherer Golden Retriever wegen eines ähnlichen Aggressions-Syndroms eingeschläfert werden musste. Sie und ihr Hund haben das Vertrauen zueinander verloren; wenn die Besitzerin in Panik gerät, beißt der Hund sogar noch eher. Job ist

sehr offen und scheint jedes noch so kleine Signal aufzunehmen, das sie jedoch oft nicht richtig einordnen kann - und dann beißt sie. Unmittelbar danach ist sie voller Reue: Sie verhält sich dann ganz devot und leckt ihrer Besitzerin die Hände.

Job hat verschiedene Ängste: Geräusche - sie erschrickt durch relativ leise Geräusche und schreiende Kinder und wagt sich z.B. nicht in die Küche, wenn der Geschirrspüler läuft. Sie hasst den Rasensprenger. Vor Feuerwerk hat sie jedoch keine Angst, nicht einmal, wenn ihr ein Feuerwerkskörper direkt vor die Füße fliegt! Wenn sie Angst hat, versteckt sie sich unter dem Tisch an der Wand. Sie wird ganz aufgeregt, wenn es windig ist und jagt alles, was in der Luft herum fliegt. Sie kann penetrant, nervös und überempfindlich sein und ist sehr Besitz ergreifend ihrem Frauchen gegenüber. Sie hat einen ausgezeichneten Appetit; ihr Speichel ist zäh und klebrig. Sie ist meist warm und liegt lieber im Schatten. Sie wurde jedes Jahr geimpft; der komplette Impfcocktail, einschließlich Tollwutimpfung.

Analyse:
Ein Hund, der keinen Reiz toleriert und darauf mit plötzlichen Panikattacken reagiert; dann neigt er dazu, irgend jemanden, der gerade in seiner Nähe ist, zu beißen. Auf den Biss folgt sofort die Reue. Zäher Speichel. Schlimmer durch Sonne, Wind und Wassergeräusche.


Verordnung: Lyssinum (Tollwut-Nosode) C 30, Wiederholungsgabe nach zwei Wochen.

Follow-up:
Es ging ihr bedeutend besser, bis die Besitzerin sie einen Monat später wieder impfen ließ (wieder der komplette „Impfcocktail“, zusätzlich Entwurmung). Danach hatte sie schwere Durchfälle und war sehr unruhig. Sie jagte allem hinterher, was sich bewegte und griff  Radfahrer an.

Lyssinum C 30 wurde wiederholt, aber die Reaktion war diesmal nicht so gut; daraufhin  wurde eine höhere Potenz gegeben: Lyssinum C 200, 3 Gaben. Der Besitzerin wurde empfohlen, die Tollwutimpfung und die monatliche Wurmkur zu unterlassen.
Jobs Befinden besserte sich wieder, und ihre Besitzerin fühlte sich nun sicher genug, um sie zu einem Agilitytraining, das eine ausgezeichnete Beziehung zwischen Besitzer und Hund erfordert, mitzunehmen. (Der Hundetrainer lehrt den Hund verschiedene Befehle und übt mit ihm einen Hindernis-Parcours).

Drei Jahre später geht es ihr immer noch gut.

Die Differentialdiagnose war Stramonium, aber die Angst vor dem Wasser und der Faden ziehende Speichel wiesen eindeutig auf Lyssinum hin. Eine guter Hinweis auf Lyssinum ist auch: „Aggression im schnellen Wechsel mit Reue.“

Viele Hunde reagieren nach Tollwutimpfungen ähnlich mit erheblichen Aggressionen, manchmal nicht gleich nach der ersten, sondern erst nach der zweiten oder dritten Impfung. Daher ist die Frage nach der Impfung wichtig in der Anamnese von Hunden, die plötzlich aggressiv werden oder Verhaltensauffälligkeiten zeigen.
Lyssinum-Hunde zeigen oft ein widersprüchliches Verhalten: Sie können durch Kleinigkeiten erschrecken, aber furchtlos in Situationen sein, wo man normalerweise erwarten würde, dass ein Hund Angst hat.

Fotos: Wikimedia Commons
im Schnee spielender Golden Retriever, Ltshears
Kategorien: Fälle
Stichwörter: Beißen, Reue, Angst vor Lärm, zäher Speichel, hochsensibel
Mittel: Lyssinum





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