Wasserstoff: ein 64-jähriger Mann mit Krämpfen

 
von Jayesh Shah
Dieser Fall wurde zunächst in Jayesh Shahs Buch „Einblicke in das Periodensystem, die zweite Reihe“, im Schröder Burmeister Verlag ISBN-3-980626-0-1 veröffentlicht.
Zusammengefasst von Deborah Collins.
 
Ich habe den Fall für die Veröffentlichung in Interhomöopathie gekürzt. Es ist jedoch empfehlenswert, den Fall in seiner Gesamtheit zu lesen, ebenso wie die anderen Fälle in Jayesh Shahs Buch. Wir finden hier hervorragende Beispiele für die Fallaufnahme und interessante Mittelbilder, an die man beim Verordnen nicht ohne weiteres denkt.
   
Der Patient ist ein 64-jähriger Mann, der sich über seine ständigen Probleme mit seiner 95-jährigen Mutter beklagt. Im Laufe seines Lebens hat er erfolglos versucht, sich ihr zu beweisen, er fühlte sich nie beachtet, es sei denn, er lag im Krankenhaus oder hatte große Schmerzen, aber selbst dann blieb er in einer untergeordneten Stellung gegenüber seiner Schwester, die Krankenschwester war. Er heiratete eine Frau, die seiner Mutter sehr ähnlich war, hatte eine Reihe von mittelmäßigen Arbeitsplätzen und eine kleine Wohnung, gerade groß genug zum Leben.

Dennoch konnte er nicht die Unterstützung finden, die er brauchte, und jetzt sagt er: „Ich fühle mich ein wenig verloren. Niemand scheint das zu brauchen, was ich anzubieten habe!“ Er springt während der Fallaufnahme von einem Thema zum anderen, genau wie er in seinem Leben umher sprang, ohne das Gefühl der Stabilität zu finden, nach dem er so dringend suchte. Er wirkt unschuldig und naiv; er kommuniziert in einer offenen und einfachen Art und scheint die Aufmerksamkeit des Publikums zu lieben, so sehr, dass er Jayesh den Rücken zudreht, der das so kommentiert: „Ich fühlte mich ausgeschlossen!“ Derzeit hat er eine sehr einfache Arbeit, er hilft Schulkindern, die Straße sicher zu überqueren, und er liebt die Aufmerksamkeit, die er von den Kindern bekommt und die Freude, die ihm eine Umarmung macht. Jayesh bemerkt eine Art von Euphorie, wenn er über Schmetterlinge, den Sonnenaufgang und -untergang, Blumen und die Schönheit der Natur spricht: „Es muss etwas so Schmerzhaftes in seinem Leben gegeben haben, dass er diese Euphorie braucht, um überleben zu können.“

Tatsächlich spricht er darüber, dass er als Kind unwillkommen und unerwünscht gewesen sei: „Ich war ein sehr hässliches Kind mit riesigen Ohren und dicken Brillengläsern. Ich war sehr dünn, nicht der Typ Kind, das Sie gern mit nach Hause nehmen und sagen: „Oh wie süß, das behalten wir!“ „Ich bekam keinerlei Unterstützung von meiner Familie; erst als ich erwachsen war, habe ich damit begonnen, ein eigenes Ego zu entwickeln.“ (Was bedeutet, dass er überhaupt kein Ego besitzt.)
Nichts, was er je tat, schien irgendeinen Eindruck auf seine Familie zu machen und führte auch nicht dazu, ihre Unterstützung und Bewunderung auf ihn zu ziehen, ganz im Gegenteil. Keiner aus seiner Familie zeigte sich, wenn er in der Schule Preise gewann oder bei seinem Schulabschluss. Sein Geburtstag wurde vergessen, während der seiner Schwester gefeiert wurde. Er landete „Happy Birthday“- singend allein in seinem Zimmer, völlig verlassen. Er erzählt, wie er von seiner Schwester im Winter aus dem Haus ausgesperrt wurde, als er nach draußen in die Kälte gegangen war, um Eiszapfen von der Dachrinne zu klopfen. Er klopfte stundenlang an die Tür, während seine Schwester ihm durchs Fenster die Zunge heraus streckte, bis die Mutter schließlich fragte, was das da draußen für ein Schläger sei. „Ich wurde nur gepflegt, wenn ich verletzt war, aber sonst kümmerte sich niemand um mich. Meiner Existenz wurde keinerlei Bedeutung beigemessen.“ Seine Mutter und seine Großmutter spielten ein Spiel mit ihm, indem sie ihn immer wieder fragten: „Wessen kleiner Junge bist du?“ Wenn er antwortete: „Ich bin euer kleiner Junge!“ lachten sie und riefen: „Bist du sicher? Wer hat dir das gesagt?“ Schließlich antwortete er nicht mehr, sondern sagte nur noch: „Ich gehöre mir selber!“ Es gab keine Bestätigung seiner Existenz, seines Seins auf diesem Planeten.

Er adoptierte einen Jungen, der zu früh geboren und offenbar genauso unsympathisch wie er selber aussah: „Das hässlichste Baby, das ich je gesehen habe! Niemand wollte ihn abholen!“ Er ist sehr stolz auf seinen Sohn: „Es ist etwas aus ihm geworden, er ist so geworden, wie ich immer sein wollte!“ Er ist am Boden zerstört, als sein Sohn von seiner ersten Frau gegen ihn aufgehetzt wird und sich weigert, ihn anzuerkennen, selbst auf der Straße grüßt er ihn nicht mehr.
Er beschreibt seine Mutter als gespaltene Persönlichkeit, die zwei Seiten hat: eine liebevolle und fürsorgliche und eine andere, die keinen Mann in ihrer Nähe duldet. Sie war von ihren Brüdern missbraucht worden, und sie hielt Abstand von ihrem Ehemann, mit dem sie kaum sprach. Nachts ging sie hinaus in die Wüste, die in der Nähe lag, und redete mit sich selbst. Mein Patient kämpfte sein Leben lang um ihre Aufmerksamkeit, indem er etwas für sie tat oder ihr kleine Geschenke machte, doch sie beachtete ihn nicht.

Er hatte keinen Platz in der Familie - auch sein Erbe wurde ihm durch Fälschung der Familien-Dokumente und Streichung seines Namens genommen. Sein Sohn erhielt nie irgendeine Anerkennung, während die Kinder seiner Schwester stets gelobt wurden. Jetzt endlich ist er glücklich, weil er von der großen Familie seiner jetzigen Frau freundlich aufgenommen wurde.

Als Schuljunge hatte er einst einen schrecklichen Unfall. Er wurde von einem Lastwagen überfahren und völlig zerschmettert. So schlimm sah er aus, dass ihn seine Mutter überhaupt nicht erkannte und sich zum Gehen wandte. Seither hat er Krämpfe und steht unter Medikamenten. Seine schlimmste Beschwerde ist die panikartige Angst, die ihn anfallsweise heimsucht, eine Art Existenzangst.

Sein Thema heißt „Sein oder Nichtsein – bin ich jemand oder bin ich niemand?“ - ein erster Hinweis auf ein mineralisches Mittel: „Wie viel bin ich wert?“ Die Frage nach dem Wert des eigenen Selbst ist hier sehr häufig. Bei den mineralischen Mitteln taucht relativ oft die Frage nach dem Selbstwertgefühl auf. In diesem Fall ist das zugrunde liegende Thema klar und einfach: Es geht um die Anerkennung der eigenen Existenz.

 

Analyse

Jayesh: „Dieser Mann identifiziert sich mit Menschen, die nichts haben: ein kleines Mädchen, dessen Mutter nicht nach Hause gekommen ist, ein Mann, der nur mit einem Schlafsack auf der Straße liegt. Sein Grundgefühl ist, nicht beachtet zu werden und sehr wenig Identität zu haben. Er wirkt noch recht kindlich und seine Themen sind sehr einfach. Er ist schrecklich allein, ohne Unterstützung, ohne Eltern und ohne Identität.“

Jayesh schaute im „Reference Works“(1) nach: ‚entfremdet / vernachlässigt’ im Zusammenhang  mit ‚Familie’: 46 Mittel. Dann suchte er nach Mitteln, welche Begriffe wie ‚ausgegrenzt’, ‚schön’, ‚naiv’ oder ‚kindisch’ oder das Gefühl, ‚nicht bemerkt’ zu werden im Mittelbiild haben. Bei Hydrogenium (Wasserstoff) finden wir das Prüfungssymptom: „Ich habe das Gefühl, dass mich niemand bemerkt.“
Hydrogen braucht die elementarste Form der Unterstützung, viel grundlegender als zum Beispiel Calcium oder Magnesium. Der Mangel an Identität ist vergleichbar mit dem bei Anhalonium, aber hier geht es nicht um Sensitivität und Reaktivität, sondern um die Art von Unterstützung, die einem einen gewissen Wert verleiht. Er prahlt auf eine naive Art ein wenig mit seiner Wertlosigkeit. In der Wasserstoff-Prüfung findet sich „Prahlerei“ sowie die „Wahnvorstellung, schmutzig, hässlich und von der Welt getrennt“ zu sein. Bei Wasserstoff ist man aufgegeben und verlassen, aber in einer naiven Art und Weise, wie im Stadium vor der Geburt: „Er hat die Wahnvorstellung, allein gelassen und verachtet zu sein; er hat Angst vor Armut, Angst ums Geld, leidet unter Unsicherheit und Selbstzweifeln.“ Seine Existenz wird - auch auf geistiger Ebene - von der eigenen Mutter nicht anerkannt.

Verordnung: Hydrogen LM 1

 

Follow-up

Sechs Monate später ist seine Krampfneigung sehr zurückgegangen.

Nach einem Jahr zeigt er bereits eine Besserung von 80% und braucht fast keine anderen Medikamente mehr. Er reagiert sehr schnell, seine Krämpfe ließen sofort nach. Jetzt ist er viel glücklicher und geerdeter; seine schrecklichen Träume sind verschwunden.
Interessant ist in diesem Fall, dass wir erst zu einem relativ späten Zeitpunkt der Fallaufnahme von den medizinischen Beschwerden, die den Patienten zu uns geführt haben,  hörten. Hätten wir eher davon gewusst, so hätten wir vielleicht ein Mittel für Krämpfe als Folge von Unfällen gegeben, statt einfach nach dem vorzugehen, was er uns über seine Lebensgeschichte erzählte.
 
Er war länger als 4 Jahre bei uns in Behandlung und hatte keine Krämpfe mehr!
Die antikonvulsive Therapie wurde abgesetzt. Der Arzt, der ihn weiterbehandelte, verordnete ihm Hydrogenium in LM-Potenzen.

Es war sehr ermutigend, bei einem resistenten Fall von Krampfneigung nach einem so schweren Unfall in der Kindheit eine vollständige Heilung im Alter von 65 Jahren zu erleben!
 
Kategorie: Fälle
Stichwörter: Krämpfe, existentielle Angst, Verlassenheit, Wertlosigkeit
Mittel: Hydrogenium
 
(1) Homöopathisches Computer-Nachschlagewerk
 

 

Wasserstoff: ein 64-jähriger Mann mit Krämpfen

 
von Jayesh Shah
Dieser Fall wurde zunächst in Jayesh Shahs Buch „Einblicke in das Periodensystem, die zweite Reihe“, im Schröder Burmeister Verlag ISBN-3-980626-0-1 veröffentlicht.
Zusammengefasst von Deborah Collins.
 
Ich habe den Fall für die Veröffentlichung in Interhomöopathie gekürzt. Es ist jedoch empfehlenswert, den Fall in seiner Gesamtheit zu lesen, ebenso wie die anderen Fälle in Jayesh Shahs Buch. Wir finden hier hervorragende Beispiele für die Fallaufnahme und interessante Mittelbilder, an die man beim Verordnen nicht ohne weiteres denkt.
   
Der Patient ist ein 64-jähriger Mann, der sich über seine ständigen Probleme mit seiner 95-jährigen Mutter beklagt. Im Laufe seines Lebens hat er erfolglos versucht, sich ihr zu beweisen, er fühlte sich nie beachtet, es sei denn, er lag im Krankenhaus oder hatte große Schmerzen, aber selbst dann blieb er in einer untergeordneten Stellung gegenüber seiner Schwester, die Krankenschwester war. Er heiratete eine Frau, die seiner Mutter sehr ähnlich war, hatte eine Reihe von mittelmäßigen Arbeitsplätzen und eine kleine Wohnung, gerade groß genug zum Leben.

Dennoch konnte er nicht die Unterstützung finden, die er brauchte, und jetzt sagt er: „Ich fühle mich ein wenig verloren. Niemand scheint das zu brauchen, was ich anzubieten habe!“ Er springt während der Fallaufnahme von einem Thema zum anderen, genau wie er in seinem Leben umher sprang, ohne das Gefühl der Stabilität zu finden, nach dem er so dringend suchte. Er wirkt unschuldig und naiv; er kommuniziert in einer offenen und einfachen Art und scheint die Aufmerksamkeit des Publikums zu lieben, so sehr, dass er Jayesh den Rücken zudreht, der das so kommentiert: „Ich fühlte mich ausgeschlossen!“ Derzeit hat er eine sehr einfache Arbeit, er hilft Schulkindern, die Straße sicher zu überqueren, und er liebt die Aufmerksamkeit, die er von den Kindern bekommt und die Freude, die ihm eine Umarmung macht. Jayesh bemerkt eine Art von Euphorie, wenn er über Schmetterlinge, den Sonnenaufgang und -untergang, Blumen und die Schönheit der Natur spricht: „Es muss etwas so Schmerzhaftes in seinem Leben gegeben haben, dass er diese Euphorie braucht, um überleben zu können.“

Tatsächlich spricht er darüber, dass er als Kind unwillkommen und unerwünscht gewesen sei: „Ich war ein sehr hässliches Kind mit riesigen Ohren und dicken Brillengläsern. Ich war sehr dünn, nicht der Typ Kind, das Sie gern mit nach Hause nehmen und sagen: „Oh wie süß, das behalten wir!“ „Ich bekam keinerlei Unterstützung von meiner Familie; erst als ich erwachsen war, habe ich damit begonnen, ein eigenes Ego zu entwickeln.“ (Was bedeutet, dass er überhaupt kein Ego besitzt.)
Nichts, was er je tat, schien irgendeinen Eindruck auf seine Familie zu machen und führte auch nicht dazu, ihre Unterstützung und Bewunderung auf ihn zu ziehen, ganz im Gegenteil. Keiner aus seiner Familie zeigte sich, wenn er in der Schule Preise gewann oder bei seinem Schulabschluss. Sein Geburtstag wurde vergessen, während der seiner Schwester gefeiert wurde. Er landete „Happy Birthday“- singend allein in seinem Zimmer, völlig verlassen. Er erzählt, wie er von seiner Schwester im Winter aus dem Haus ausgesperrt wurde, als er nach draußen in die Kälte gegangen war, um Eiszapfen von der Dachrinne zu klopfen. Er klopfte stundenlang an die Tür, während seine Schwester ihm durchs Fenster die Zunge heraus streckte, bis die Mutter schließlich fragte, was das da draußen für ein Schläger sei. „Ich wurde nur gepflegt, wenn ich verletzt war, aber sonst kümmerte sich niemand um mich. Meiner Existenz wurde keinerlei Bedeutung beigemessen.“ Seine Mutter und seine Großmutter spielten ein Spiel mit ihm, indem sie ihn immer wieder fragten: „Wessen kleiner Junge bist du?“ Wenn er antwortete: „Ich bin euer kleiner Junge!“ lachten sie und riefen: „Bist du sicher? Wer hat dir das gesagt?“ Schließlich antwortete er nicht mehr, sondern sagte nur noch: „Ich gehöre mir selber!“ Es gab keine Bestätigung seiner Existenz, seines Seins auf diesem Planeten.

Er adoptierte einen Jungen, der zu früh geboren und offenbar genauso unsympathisch wie er selber aussah: „Das hässlichste Baby, das ich je gesehen habe! Niemand wollte ihn abholen!“ Er ist sehr stolz auf seinen Sohn: „Es ist etwas aus ihm geworden, er ist so geworden, wie ich immer sein wollte!“ Er ist am Boden zerstört, als sein Sohn von seiner ersten Frau gegen ihn aufgehetzt wird und sich weigert, ihn anzuerkennen, selbst auf der Straße grüßt er ihn nicht mehr.
Er beschreibt seine Mutter als gespaltene Persönlichkeit, die zwei Seiten hat: eine liebevolle und fürsorgliche und eine andere, die keinen Mann in ihrer Nähe duldet. Sie war von ihren Brüdern missbraucht worden, und sie hielt Abstand von ihrem Ehemann, mit dem sie kaum sprach. Nachts ging sie hinaus in die Wüste, die in der Nähe lag, und redete mit sich selbst. Mein Patient kämpfte sein Leben lang um ihre Aufmerksamkeit, indem er etwas für sie tat oder ihr kleine Geschenke machte, doch sie beachtete ihn nicht.

Er hatte keinen Platz in der Familie - auch sein Erbe wurde ihm durch Fälschung der Familien-Dokumente und Streichung seines Namens genommen. Sein Sohn erhielt nie irgendeine Anerkennung, während die Kinder seiner Schwester stets gelobt wurden. Jetzt endlich ist er glücklich, weil er von der großen Familie seiner jetzigen Frau freundlich aufgenommen wurde.

Als Schuljunge hatte er einst einen schrecklichen Unfall. Er wurde von einem Lastwagen überfahren und völlig zerschmettert. So schlimm sah er aus, dass ihn seine Mutter überhaupt nicht erkannte und sich zum Gehen wandte. Seither hat er Krämpfe und steht unter Medikamenten. Seine schlimmste Beschwerde ist die panikartige Angst, die ihn anfallsweise heimsucht, eine Art Existenzangst.

Sein Thema heißt „Sein oder Nichtsein – bin ich jemand oder bin ich niemand?“ - ein erster Hinweis auf ein mineralisches Mittel: „Wie viel bin ich wert?“ Die Frage nach dem Wert des eigenen Selbst ist hier sehr häufig. Bei den mineralischen Mitteln taucht relativ oft die Frage nach dem Selbstwertgefühl auf. In diesem Fall ist das zugrunde liegende Thema klar und einfach: Es geht um die Anerkennung der eigenen Existenz.

 

Analyse

Jayesh: „Dieser Mann identifiziert sich mit Menschen, die nichts haben: ein kleines Mädchen, dessen Mutter nicht nach Hause gekommen ist, ein Mann, der nur mit einem Schlafsack auf der Straße liegt. Sein Grundgefühl ist, nicht beachtet zu werden und sehr wenig Identität zu haben. Er wirkt noch recht kindlich und seine Themen sind sehr einfach. Er ist schrecklich allein, ohne Unterstützung, ohne Eltern und ohne Identität.“

Jayesh schaute im „Reference Works“(1) nach: ‚entfremdet / vernachlässigt’ im Zusammenhang  mit ‚Familie’: 46 Mittel. Dann suchte er nach Mitteln, welche Begriffe wie ‚ausgegrenzt’, ‚schön’, ‚naiv’ oder ‚kindisch’ oder das Gefühl, ‚nicht bemerkt’ zu werden im Mittelbiild haben. Bei Hydrogenium (Wasserstoff) finden wir das Prüfungssymptom: „Ich habe das Gefühl, dass mich niemand bemerkt.“
Hydrogen braucht die elementarste Form der Unterstützung, viel grundlegender als zum Beispiel Calcium oder Magnesium. Der Mangel an Identität ist vergleichbar mit dem bei Anhalonium, aber hier geht es nicht um Sensitivität und Reaktivität, sondern um die Art von Unterstützung, die einem einen gewissen Wert verleiht. Er prahlt auf eine naive Art ein wenig mit seiner Wertlosigkeit. In der Wasserstoff-Prüfung findet sich „Prahlerei“ sowie die „Wahnvorstellung, schmutzig, hässlich und von der Welt getrennt“ zu sein. Bei Wasserstoff ist man aufgegeben und verlassen, aber in einer naiven Art und Weise, wie im Stadium vor der Geburt: „Er hat die Wahnvorstellung, allein gelassen und verachtet zu sein; er hat Angst vor Armut, Angst ums Geld, leidet unter Unsicherheit und Selbstzweifeln.“ Seine Existenz wird - auch auf geistiger Ebene - von der eigenen Mutter nicht anerkannt.

Verordnung: Hydrogen LM 1

 

Follow-up

Sechs Monate später ist seine Krampfneigung sehr zurückgegangen.

Nach einem Jahr zeigt er bereits eine Besserung von 80% und braucht fast keine anderen Medikamente mehr. Er reagiert sehr schnell, seine Krämpfe ließen sofort nach. Jetzt ist er viel glücklicher und geerdeter; seine schrecklichen Träume sind verschwunden.
Interessant ist in diesem Fall, dass wir erst zu einem relativ späten Zeitpunkt der Fallaufnahme von den medizinischen Beschwerden, die den Patienten zu uns geführt haben,  hörten. Hätten wir eher davon gewusst, so hätten wir vielleicht ein Mittel für Krämpfe als Folge von Unfällen gegeben, statt einfach nach dem vorzugehen, was er uns über seine Lebensgeschichte erzählte.
 
Er war länger als 4 Jahre bei uns in Behandlung und hatte keine Krämpfe mehr!
Die antikonvulsive Therapie wurde abgesetzt. Der Arzt, der ihn weiterbehandelte, verordnete ihm Hydrogenium in LM-Potenzen.

Es war sehr ermutigend, bei einem resistenten Fall von Krampfneigung nach einem so schweren Unfall in der Kindheit eine vollständige Heilung im Alter von 65 Jahren zu erleben!
 
Kategorie: Fälle
Stichwörter: Krämpfe, existentielle Angst, Verlassenheit, Wertlosigkeit
Mittel: Hydrogenium
 
(1) Homöopathisches Computer-Nachschlagewerk
 




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