Sie trägt den Namen ihrer Großmutter: Ein Rosmarin-Fall

 
von Maarten van der Meer
 

Die Patientin ist ein 11-jähriges Mädchen mit Verdauungsbeschwerden und Verhaltensauffälligkeiten. Sie nimmt Abführmittel und hat Hämorrhoiden durch zu festes Drücken. Sie leidet unter saurem Aufstoßen und Bauchschmerzen, wenn sie angespannt ist. Als sie vier Jahre alt war, hatte sie Ausfluss aus den Ohren, der bis zum Kinn hinunter lief.

Sie ist emotional unausgeglichen, es gibt ruhige Phasen und Zeiten, wo sie „völlig neben der Spur ist“ und es unmöglich ist, sie in den Griff zu bekommen. Sie will einfach nicht zuhören - es ist, als ob sie taub sei. Sie hat ernsthafte Probleme in der Schule, kann sich nicht konzentrieren und wechselt von einem Thema zum anderen, ohne irgendetwas zu Ende zu bringen. Alle ihre Schularbeiten liegen auf dem Tisch, und sie weiß nicht, wo sie anfangen soll.

Sie fängt an zu weinen, wenn ihre Eltern sie bitten, ihre Hausaufgaben zu machen. Sie ist sehr unruhig und kann überhaupt nicht still sitzen. Wenn etwas schnell erledigt werden muss, kommt sie in Panik. Sie regt sich schon jetzt darüber auf, dass sie in drei Monaten in der Schule ein Referat halten soll. Sie ist sehr emotional. Den Tod ihrer Großmutter vor drei Jahren hat sie noch nicht verarbeitet. Manchmal wird sie sehr wütend; zunächst brütet sie, wird dann sehr unruhig und streitlustig und explodiert schließlich, wobei sie mit dem Fuß aufstampft (DD Lamiaceae, Compositae).

Mutter: „Schwangerschaft und Geburt verliefen gut, ausgenommen mein Bluthochdruck. Als Baby war sie süß und lieb. Sie hat nur geweint, wenn man sie im Buggy rückwärts schob. Als ihre Schwester geboren wurde, hatten wir eine schwere Zeit mit vielen Krankenhausaufenthalten, und auch ihre Großmutter wurde damals sehr krank.
Sie fühlte sich zur Seite geschoben und sich selbst überlassen (Lamiaceae). Danach wurde  sie krank, und seitdem findet sie kein Maß mehr. Sie ist entweder völlig überdreht oder total blockiert.“

Oft müssen die Eltern streng mit ihr sein. Sie will alles zu perfekt machen, was natürlich nicht geht, und dann sagt sie: „Das kann ich nicht!“ Wenn etwas nicht gut für sie läuft, z.B. bei einer Aufgabe oder in einem Spiel, stampft sie mit dem Fuß auf und schreit so laut, dass ihre kleine Schwester erschrickt. Sie schläft gut, aber sie bewegt sich viel und spricht im Schlaf (Lamiaceae). Sie hat Angst vor Stürmen und gerät leicht in Panik. Sie ist überhaupt nicht schüchtern und spricht ganz frei. Sie weiß alles ganz genau und weiß, wo alles zu finden ist. Sie hat keine Freunde und wird nie zu Partys eingeladen: „Du nervst, wir wollen dich nicht.“

Ihre Eltern gaben ihr den Vornamen ihrer Großmutter, die starb, als sie noch klein war. Sie weiß alles über ihre Großmutter und besitzt noch immer das Kuscheltier, das sie von ihr geschenkt bekommen hat. Sie spricht oft von der Vergangenheit und erinnert sich genau an frühere Ereignisse, die sie auch exakt beschreiben kann. Dabei ist sich sehr sicher in allem, was sie sagt. Sie trägt diese Dinge in einer übertriebenen Art vor: „Ich dulde keinen Widerspruch!“, wobei ihre Stimme bewegt und ein wenig vorwurfsvoll klingt.

Ihre Mutter sitzt dabei und sieht müde aus, als hätte sie das alles schon oft gehört.

Analyse

Merkmale der Lamiaceae im vorliegenden Fall:
Aufbrausende, explosive Reaktionen. Fehlende Gruppenzugehörigkeit. Unruhig, springt herum, rollt die Augen. Sie stellt ihre Mutter auf die Probe und ist gespannt, ob sie erwischt wird. Sie beobachtet ihre Mutter aufmerksam um zu sehen, ob sie genügend Aufmerksamkeit  und Zuwendung bekommt und wird vorwurfsvoll und wütend, wenn sie sich missverstanden fühlt. Man sieht ihr an, was sie denkt, erkennt die Anspannung in ihrem Körper, wenn sie sich auf dem Stuhl aufrichtet und ihre Stimme erhebt. Sie genießt es, wenn sie Recht hat. Sie hat große Augen und versucht Augenkontakt herzustellen. Andererseits kann sie auch sehr introvertiert sein, aber ihre Augen wirken dann umso lebendiger.

Aufgrund der vielen Merkmale und der Lamiaceae-Atmosphäre in ihrem Fall wurde ein Mittel aus dieser Arzneimittelfamilie gewählt. Sie ist nach ihrer Großmutter benannt und hat eine besondere Beziehung zu ihr: wenn jemand den Namen eines Großelternteils trägt, so spielt das eine große Rolle für den Fall und ist eine zusätzliche Indikation für das Mittel Rosmarinus.
Wie wir wissen, ist Rosmarin „gut für die Erinnerung“. In der Homöopathie ist es eines unserer „vergessenen“ Mittel!

Es passt zu Stadium 6: „Handeln, sich beweisen.“
DD Glechoma (erhält keine Aufmerksamkeit), DD Collinsonia canadensis (Verstopfung, Hämorrhoiden).

Verordnung: Rosmarinus 1MK, Einmalgabe

Nach der Mittelgabe ging es ihr gut, besonders in der Schule. Sie war nicht mehr so chaotisch und panisch, sie tat einfach ihre Arbeit. Nach einer Woche bekam sie Fieber und Bauchschmerzen, wie sie es früher schon gehabt hatte, hatte aber schon bald keine Beschwerden mehr. Ihre Verdauung funktioniert jetzt ohne Abführmittel. Sie spielt kreativ, hat keine Wutanfälle mehr und fängt keine Streitereien mehr an; sie hatte schöne Ferien. Zu Hause ist sie viel ruhiger; sie ist „ein anderes Kind geworden“. Nach einem Monat bekam sie einen Ausschlag an der Nase und einen ockerfarbenen Belag am Zungengrund. Im nächsten Jahr fiel sie in ihrem Verhalten in der Schule kurzzeitig zurück; danach lief alles gut. In den letzten drei Jahren hat sie keine Verdauungsbeschwerden mehr gehabt.
 

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Kategorien: Fälle
Stichwörter: emotional, unruhig, aufbrausend, nicht dazu gehören, keinen Mittelweg finden.
Mittel: Rosmarinus officinalis

Sie trägt den Namen ihrer Großmutter: Ein Rosmarin-Fall

 
von Maarten van der Meer
 

Die Patientin ist ein 11-jähriges Mädchen mit Verdauungsbeschwerden und Verhaltensauffälligkeiten. Sie nimmt Abführmittel und hat Hämorrhoiden durch zu festes Drücken. Sie leidet unter saurem Aufstoßen und Bauchschmerzen, wenn sie angespannt ist. Als sie vier Jahre alt war, hatte sie Ausfluss aus den Ohren, der bis zum Kinn hinunter lief.

Sie ist emotional unausgeglichen, es gibt ruhige Phasen und Zeiten, wo sie „völlig neben der Spur ist“ und es unmöglich ist, sie in den Griff zu bekommen. Sie will einfach nicht zuhören - es ist, als ob sie taub sei. Sie hat ernsthafte Probleme in der Schule, kann sich nicht konzentrieren und wechselt von einem Thema zum anderen, ohne irgendetwas zu Ende zu bringen. Alle ihre Schularbeiten liegen auf dem Tisch, und sie weiß nicht, wo sie anfangen soll.

Sie fängt an zu weinen, wenn ihre Eltern sie bitten, ihre Hausaufgaben zu machen. Sie ist sehr unruhig und kann überhaupt nicht still sitzen. Wenn etwas schnell erledigt werden muss, kommt sie in Panik. Sie regt sich schon jetzt darüber auf, dass sie in drei Monaten in der Schule ein Referat halten soll. Sie ist sehr emotional. Den Tod ihrer Großmutter vor drei Jahren hat sie noch nicht verarbeitet. Manchmal wird sie sehr wütend; zunächst brütet sie, wird dann sehr unruhig und streitlustig und explodiert schließlich, wobei sie mit dem Fuß aufstampft (DD Lamiaceae, Compositae).

Mutter: „Schwangerschaft und Geburt verliefen gut, ausgenommen mein Bluthochdruck. Als Baby war sie süß und lieb. Sie hat nur geweint, wenn man sie im Buggy rückwärts schob. Als ihre Schwester geboren wurde, hatten wir eine schwere Zeit mit vielen Krankenhausaufenthalten, und auch ihre Großmutter wurde damals sehr krank.
Sie fühlte sich zur Seite geschoben und sich selbst überlassen (Lamiaceae). Danach wurde  sie krank, und seitdem findet sie kein Maß mehr. Sie ist entweder völlig überdreht oder total blockiert.“

Oft müssen die Eltern streng mit ihr sein. Sie will alles zu perfekt machen, was natürlich nicht geht, und dann sagt sie: „Das kann ich nicht!“ Wenn etwas nicht gut für sie läuft, z.B. bei einer Aufgabe oder in einem Spiel, stampft sie mit dem Fuß auf und schreit so laut, dass ihre kleine Schwester erschrickt. Sie schläft gut, aber sie bewegt sich viel und spricht im Schlaf (Lamiaceae). Sie hat Angst vor Stürmen und gerät leicht in Panik. Sie ist überhaupt nicht schüchtern und spricht ganz frei. Sie weiß alles ganz genau und weiß, wo alles zu finden ist. Sie hat keine Freunde und wird nie zu Partys eingeladen: „Du nervst, wir wollen dich nicht.“

Ihre Eltern gaben ihr den Vornamen ihrer Großmutter, die starb, als sie noch klein war. Sie weiß alles über ihre Großmutter und besitzt noch immer das Kuscheltier, das sie von ihr geschenkt bekommen hat. Sie spricht oft von der Vergangenheit und erinnert sich genau an frühere Ereignisse, die sie auch exakt beschreiben kann. Dabei ist sich sehr sicher in allem, was sie sagt. Sie trägt diese Dinge in einer übertriebenen Art vor: „Ich dulde keinen Widerspruch!“, wobei ihre Stimme bewegt und ein wenig vorwurfsvoll klingt.

Ihre Mutter sitzt dabei und sieht müde aus, als hätte sie das alles schon oft gehört.

Analyse

Merkmale der Lamiaceae im vorliegenden Fall:
Aufbrausende, explosive Reaktionen. Fehlende Gruppenzugehörigkeit. Unruhig, springt herum, rollt die Augen. Sie stellt ihre Mutter auf die Probe und ist gespannt, ob sie erwischt wird. Sie beobachtet ihre Mutter aufmerksam um zu sehen, ob sie genügend Aufmerksamkeit  und Zuwendung bekommt und wird vorwurfsvoll und wütend, wenn sie sich missverstanden fühlt. Man sieht ihr an, was sie denkt, erkennt die Anspannung in ihrem Körper, wenn sie sich auf dem Stuhl aufrichtet und ihre Stimme erhebt. Sie genießt es, wenn sie Recht hat. Sie hat große Augen und versucht Augenkontakt herzustellen. Andererseits kann sie auch sehr introvertiert sein, aber ihre Augen wirken dann umso lebendiger.

Aufgrund der vielen Merkmale und der Lamiaceae-Atmosphäre in ihrem Fall wurde ein Mittel aus dieser Arzneimittelfamilie gewählt. Sie ist nach ihrer Großmutter benannt und hat eine besondere Beziehung zu ihr: wenn jemand den Namen eines Großelternteils trägt, so spielt das eine große Rolle für den Fall und ist eine zusätzliche Indikation für das Mittel Rosmarinus.
Wie wir wissen, ist Rosmarin „gut für die Erinnerung“. In der Homöopathie ist es eines unserer „vergessenen“ Mittel!

Es passt zu Stadium 6: „Handeln, sich beweisen.“
DD Glechoma (erhält keine Aufmerksamkeit), DD Collinsonia canadensis (Verstopfung, Hämorrhoiden).

Verordnung: Rosmarinus 1MK, Einmalgabe

Nach der Mittelgabe ging es ihr gut, besonders in der Schule. Sie war nicht mehr so chaotisch und panisch, sie tat einfach ihre Arbeit. Nach einer Woche bekam sie Fieber und Bauchschmerzen, wie sie es früher schon gehabt hatte, hatte aber schon bald keine Beschwerden mehr. Ihre Verdauung funktioniert jetzt ohne Abführmittel. Sie spielt kreativ, hat keine Wutanfälle mehr und fängt keine Streitereien mehr an; sie hatte schöne Ferien. Zu Hause ist sie viel ruhiger; sie ist „ein anderes Kind geworden“. Nach einem Monat bekam sie einen Ausschlag an der Nase und einen ockerfarbenen Belag am Zungengrund. Im nächsten Jahr fiel sie in ihrem Verhalten in der Schule kurzzeitig zurück; danach lief alles gut. In den letzten drei Jahren hat sie keine Verdauungsbeschwerden mehr gehabt.
 

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Kategorien: Fälle
Stichwörter: emotional, unruhig, aufbrausend, nicht dazu gehören, keinen Mittelweg finden.
Mittel: Rosmarinus officinalis





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