Ein Fall von Vanessa atalanta - roter Admiral

 
von Patricia Maher
 

H., eine 57 Jahre alte Frau, kommt mit schweren Hautausschlag im Genitalbereich, der sich auch auf dem Bauch ausbreitet. Es juckt fürchterlich, und wenn sie kratzt, entstehen Quaddeln direkt oberhalb der Schambehaarung. Je mehr sie kratzt desto mehr juckt es; sie kratzt, bis es blutet. Sie hatte diese Beschwerden vor vielen Jahren; sie kamen dann vor 4 Jahren wieder, als ihre Mutter im Sterben lag. In den letzten 4 Jahren hat H. ihre beiden Eltern zu Grabe getragen. Nachdem ihre Mutter gestorben war, verschwand der Ausschlag zunächst, trat aber vor 6 Monaten wieder auf. Sie sagt, sie erkenne nur langsam, was in ihrem Körper vorgehe, sie mache ihre Arbeit, „ihren Kram“ unermüdlich weiter. Sie habe noch keine Gelegenheit gehabt, richtig über den Tod ihres Vaters trauern.

 

Sie ist die Chefin einer nicht Profit orientierten Organisation für Gewaltprävention bei Jugendlichen. Seit einem Monat ist sie im Ruhestand – sie will herausfinden, was der Tod ihrer Eltern für sie bedeutet. Große Veränderungen und schmerzlicher Verlust. Die Mutter starb an Krebs; sie war seit 40 Jahren immer wieder im Krankenhaus wegen Alkoholsucht und Medikamentenabhängigkeit. Ihr Vater hatte ein Mesotheliom und war ein gut funktionierender Alkoholiker. Er war bei der Marine und stolz darauf, ein Veteran zu sein. Bei seiner Beerdigung wurde er mit 21 Salutschüssen geehrt.

H. leidet an zwanghaftem Überessen und Bulimie. Sie war ihr Leben lang depressiv. Sie glaubt, dass sie das Verhalten eines Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung zeigt. Sie hat ein offizielles Selbst und ein inneres Selbst - das innere ist 3 Jahre alt und sagt: „Ich habe es nicht verdient zu leben, ich weiß nichts, ich bin nicht hübsch“. Sie sagt das genau wie ihre Mutter; ihr Selbstwertgefühl ist vollständig von der Liebe der Männer abhängig. Sie weint während der Anamnese.

H. hat eine Beziehung mit einem Mann. „Ich war mit meinem Vater verheiratet, und ich glaube nicht, dass ich jetzt, wo er tot ist, mit ihm verheiratet bleiben muss...“ Ein Freund hat zu ihr gesagt, dass sie den Ausschlag hätte, „weil sie die Beine nicht breit machen will.“ Die Beziehung, in der sie sich befindet, ist von Untreue und Lügen gepeinigt. Es gibt ein Machtgefälle in der Beziehung - sie hält ihn aus, damit er sie liebt. Er will nicht mit ihr in der Öffentlichkeit gesehen werden.

Papas kleines Mädchen

Als sie klein war, drehte sich die Welt ausschließlich um ihren Vater. Doch später kam es zum Bruch und sie lagen 25 Jahre im Streit. Als bei ihm Krebs diagnostiziert wurde, sagte sie: „Ich bin verliebt in ihn wie ein kleines Mädchen ... Er hat mich geliebt. Ich bin sein Kind und er hat mich immer beschützt. Ich war verliebt in seine Großartigkeit.“ H. sagte weiter: „Ich trauere um meinen Vater und um den Mann, der mir nicht gezeigt hat, was ich von einem Mann in einer intimen Beziehung zu erwarten habe. Mir fehlen diese Fähigkeiten.“ Sie sagte, sie wüsste, dass sie Hilfe braucht - sie ist emotional nie erwachsen geworden und ist noch immer wie ein „3 bis 5jähriges Kind, ein Baby, eine Prinzessin“.

Sie liebt Schmetterlinge und lässt nicht zu, dass ihre Katzen sie fangen.

Verordnung: Roter Admiral C 30.

Analyse:

Es war außergewöhnlich, dass eine 57jährige Frau berichtet, dass sie in ihren Vater verliebt sei. Diese Bindung an den Vater und die Verwirrung zwischen der Tochterrolle und der Rolle als romantisch Verliebte deuten klar auf den Roten Admiral-Schmetterling. Viele weitere Schmetterlings-Eigenschaften sind ebenfalls vorhanden:
- sich verlassen und ungeschützt fühlen
- sich wie ein Kind fühlen
- Bezug zu Tod und Trauer
- Sorge um Kinder - ihre Organisation kümmert sich um den Schutz von Kindern vor Gewalt
- Hautausschlag

Follow ups

Nach 4 Monaten: es geht ihr körperlich gut. Sie und der Mann, mit dem sie zusammen war, haben sich getrennt. Sie ist im Ruhestand. Ihr Ex kam vor kurzem wieder an und bat sie, die sexuelle Beziehung wieder aufzunehmen, und sofort flammte der Ausschlag wieder auf. Sie wiederholte das Mittel und der Ausschlag verschwand wieder. Sie entwickelt eine scheußliche Akne, weil sie „das Gefühl hat, in der Pubertät zu sein!“ Sie macht Yoga und schreibt jeden Tag; sie versucht zufrieden mit ihrem Leben zu sein, auch wenn sie „nur für sich selbst“ da ist. Mit der Ernährung und dem Essen läuft alles gut. Sie beginnt eine Beziehung mit einem früheren Freund aufzubauen. Sie erkennt, dass es möglich ist, mit jemandem zusammen zu sein, den sie mag.

Nach 9 Monaten: Alles in Ordnung! Sie entrümpelt ihr Elternhaus, was heftige Gefühle auslöst. Sie wird selbständiger und fühlt sich erwachsener. Sie lernt, sich in einer Beziehung wie ein Erwachsener zu verhalten – eine Revolution!
Sie schläft besser. Der Juckreiz im Genitalbereich ist viel besser, nur ab und zu ein paar Quaddeln, die kommen und gehen.
Wenn der Ausschlag wieder aufflammt, nimmt sie Roter Admiral C 200. Die Akne ist verschwunden - sie kümmert sich jetzt mehr um ihre Haut.

Nach 11 Monaten: Sie schläft nicht gut, macht sich Gedanken über den Tod. Kommt nicht gut mit dem Älterwerden zurecht. „Wo sind die 58 Jahre hingekommen? Ich habe mein Leben nicht bewusst gelebt ...“

Roter Admiral 1M. Nach zwei Wochen berichtet H., dass der Ausschlag wieder aufgeflammt ist, aber „insgesamt fühle ich mich ziemlich stark – ruhig, innerlich gefestigt; ich weiß nichts genaues über die Zukunft, aber ich denke auch nicht allzu viel darüber nach ...“

 


Fotos:
Admiral, Vanessa atalanta; Jacob Hübner (1761-1826)
Kategorien: Fälle
Stichwort: Hautausschlag im Genitalbereich, posttraumatische Belastungsstörung, Bindung an den Vater, Verlassenheit, Beschäftigung mit Tod und Trauer
Mittel: Vanessa atalanta

Ein Fall von Vanessa atalanta - roter Admiral

 
von Patricia Maher
 

H., eine 57 Jahre alte Frau, kommt mit schweren Hautausschlag im Genitalbereich, der sich auch auf dem Bauch ausbreitet. Es juckt fürchterlich, und wenn sie kratzt, entstehen Quaddeln direkt oberhalb der Schambehaarung. Je mehr sie kratzt desto mehr juckt es; sie kratzt, bis es blutet. Sie hatte diese Beschwerden vor vielen Jahren; sie kamen dann vor 4 Jahren wieder, als ihre Mutter im Sterben lag. In den letzten 4 Jahren hat H. ihre beiden Eltern zu Grabe getragen. Nachdem ihre Mutter gestorben war, verschwand der Ausschlag zunächst, trat aber vor 6 Monaten wieder auf. Sie sagt, sie erkenne nur langsam, was in ihrem Körper vorgehe, sie mache ihre Arbeit, „ihren Kram“ unermüdlich weiter. Sie habe noch keine Gelegenheit gehabt, richtig über den Tod ihres Vaters trauern.

 

Sie ist die Chefin einer nicht Profit orientierten Organisation für Gewaltprävention bei Jugendlichen. Seit einem Monat ist sie im Ruhestand – sie will herausfinden, was der Tod ihrer Eltern für sie bedeutet. Große Veränderungen und schmerzlicher Verlust. Die Mutter starb an Krebs; sie war seit 40 Jahren immer wieder im Krankenhaus wegen Alkoholsucht und Medikamentenabhängigkeit. Ihr Vater hatte ein Mesotheliom und war ein gut funktionierender Alkoholiker. Er war bei der Marine und stolz darauf, ein Veteran zu sein. Bei seiner Beerdigung wurde er mit 21 Salutschüssen geehrt.

H. leidet an zwanghaftem Überessen und Bulimie. Sie war ihr Leben lang depressiv. Sie glaubt, dass sie das Verhalten eines Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung zeigt. Sie hat ein offizielles Selbst und ein inneres Selbst - das innere ist 3 Jahre alt und sagt: „Ich habe es nicht verdient zu leben, ich weiß nichts, ich bin nicht hübsch“. Sie sagt das genau wie ihre Mutter; ihr Selbstwertgefühl ist vollständig von der Liebe der Männer abhängig. Sie weint während der Anamnese.

H. hat eine Beziehung mit einem Mann. „Ich war mit meinem Vater verheiratet, und ich glaube nicht, dass ich jetzt, wo er tot ist, mit ihm verheiratet bleiben muss...“ Ein Freund hat zu ihr gesagt, dass sie den Ausschlag hätte, „weil sie die Beine nicht breit machen will.“ Die Beziehung, in der sie sich befindet, ist von Untreue und Lügen gepeinigt. Es gibt ein Machtgefälle in der Beziehung - sie hält ihn aus, damit er sie liebt. Er will nicht mit ihr in der Öffentlichkeit gesehen werden.

Papas kleines Mädchen

Als sie klein war, drehte sich die Welt ausschließlich um ihren Vater. Doch später kam es zum Bruch und sie lagen 25 Jahre im Streit. Als bei ihm Krebs diagnostiziert wurde, sagte sie: „Ich bin verliebt in ihn wie ein kleines Mädchen ... Er hat mich geliebt. Ich bin sein Kind und er hat mich immer beschützt. Ich war verliebt in seine Großartigkeit.“ H. sagte weiter: „Ich trauere um meinen Vater und um den Mann, der mir nicht gezeigt hat, was ich von einem Mann in einer intimen Beziehung zu erwarten habe. Mir fehlen diese Fähigkeiten.“ Sie sagte, sie wüsste, dass sie Hilfe braucht - sie ist emotional nie erwachsen geworden und ist noch immer wie ein „3 bis 5jähriges Kind, ein Baby, eine Prinzessin“.

Sie liebt Schmetterlinge und lässt nicht zu, dass ihre Katzen sie fangen.

Verordnung: Roter Admiral C 30.

Analyse:

Es war außergewöhnlich, dass eine 57jährige Frau berichtet, dass sie in ihren Vater verliebt sei. Diese Bindung an den Vater und die Verwirrung zwischen der Tochterrolle und der Rolle als romantisch Verliebte deuten klar auf den Roten Admiral-Schmetterling. Viele weitere Schmetterlings-Eigenschaften sind ebenfalls vorhanden:
- sich verlassen und ungeschützt fühlen
- sich wie ein Kind fühlen
- Bezug zu Tod und Trauer
- Sorge um Kinder - ihre Organisation kümmert sich um den Schutz von Kindern vor Gewalt
- Hautausschlag

Follow ups

Nach 4 Monaten: es geht ihr körperlich gut. Sie und der Mann, mit dem sie zusammen war, haben sich getrennt. Sie ist im Ruhestand. Ihr Ex kam vor kurzem wieder an und bat sie, die sexuelle Beziehung wieder aufzunehmen, und sofort flammte der Ausschlag wieder auf. Sie wiederholte das Mittel und der Ausschlag verschwand wieder. Sie entwickelt eine scheußliche Akne, weil sie „das Gefühl hat, in der Pubertät zu sein!“ Sie macht Yoga und schreibt jeden Tag; sie versucht zufrieden mit ihrem Leben zu sein, auch wenn sie „nur für sich selbst“ da ist. Mit der Ernährung und dem Essen läuft alles gut. Sie beginnt eine Beziehung mit einem früheren Freund aufzubauen. Sie erkennt, dass es möglich ist, mit jemandem zusammen zu sein, den sie mag.

Nach 9 Monaten: Alles in Ordnung! Sie entrümpelt ihr Elternhaus, was heftige Gefühle auslöst. Sie wird selbständiger und fühlt sich erwachsener. Sie lernt, sich in einer Beziehung wie ein Erwachsener zu verhalten – eine Revolution!
Sie schläft besser. Der Juckreiz im Genitalbereich ist viel besser, nur ab und zu ein paar Quaddeln, die kommen und gehen.
Wenn der Ausschlag wieder aufflammt, nimmt sie Roter Admiral C 200. Die Akne ist verschwunden - sie kümmert sich jetzt mehr um ihre Haut.

Nach 11 Monaten: Sie schläft nicht gut, macht sich Gedanken über den Tod. Kommt nicht gut mit dem Älterwerden zurecht. „Wo sind die 58 Jahre hingekommen? Ich habe mein Leben nicht bewusst gelebt ...“

Roter Admiral 1M. Nach zwei Wochen berichtet H., dass der Ausschlag wieder aufgeflammt ist, aber „insgesamt fühle ich mich ziemlich stark – ruhig, innerlich gefestigt; ich weiß nichts genaues über die Zukunft, aber ich denke auch nicht allzu viel darüber nach ...“

 


Fotos:
Admiral, Vanessa atalanta; Jacob Hübner (1761-1826)
Kategorien: Fälle
Stichwort: Hautausschlag im Genitalbereich, posttraumatische Belastungsstörung, Bindung an den Vater, Verlassenheit, Beschäftigung mit Tod und Trauer
Mittel: Vanessa atalanta





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