Akute Bauchschmerzen und Reisedurchfall

 
von Huib Wijtenburg
 

 

Akute Bauchschmerzen

Bei meiner zweiten Reise nach Nepal hatte ich mich eines Abends endlich zu Tisch gesetzt, um mein Abendessen einzunehmen, als es an die Tür klopfte. Es war einer der Kursteilnehmer, der auf seinem Moped herbei geeilt war um zu fragen, ob ich schnell zu einem Akutfall kommen könne. Rasch beendete ich mein Essen und sprang - mit Repertorium und homöopathischer Notfallapotheke ausgerüstet - hinter ihm auf den Roller. Es dunkelte früh und nach einer Fahrt durch viele Gassen und auf holprigen Wegen kamen wir endlich zu einem halb fertigen Haus, wie es dort so viele gibt. Die erste Etage ist fertig, für das zweite Stockwerk sind

zwar die Eckpfeiler vorhanden, aber das Stockwerk selbst fehlt. Eine junge Frau lag im zweiten Stockwerk auf einem Bett aus und es war klar, dass etwas nicht in Ordnung mit ihr war. Sie hatte schreckliche Bauchschmerzen und konnte weder Essen noch Trinken bei sich behalten. Bei der Untersuchung stellte ich fest, dass sie eine schmerzhafte Schwellung in der Mitte des Bauches hatte und jede Peristaltik fehlte.

Ich nahm an, dass es ein Darmverschluss oder eine Darmverschlingung sei und sagte, sie müsse zum Chirurgen. Nach vielem Reden mit dem Kursteilnehmer, der mich hergebracht hatte, wurde mir klar, dass eine Klinikeinweisung nicht infrage kam. In jenem Teil der Welt glauben die Menschen, dass man im Krankenhaus stirbt, wenn man es sich überhaupt leisten kann, dorthin zu gehen. Alle Augen waren hoffnungsvoll auf mich gerichtet. Ich war ihr Arzt, der einzige, der sie behandeln konnte, und ich sollte sie homöopathisch behandeln.
In einer so akuten Situation gehe ich davon aus, dass auf ein gutes Mittel innerhalb einer viertel Stunde eine Reaktion erfolgen sollte. Ich benutzte die Rubrik „Intussusception“, und gab ihr Arsenicum. Es tat sich nichts; ich saß still neben ihrem Bett und fühlte mich unruhig und unsicher. Natürlich versuchte ich mithilfe des Übersetzers nachzuvollziehen, was mit ihr los war, und gab ihr Bryonia, weil sie so still da lag. Wieder keine Veränderung!

Dann versuchte ich es mit Opium - wieder keine Reaktion - außer dass sie sich nun aufsetzte, nach vorn beugte und ihre Knie anzog und damit ein klares Bild für das nächste Mittel bot: Colocynthis. Indessen hatte sich auch ihre Krankengeschichte geklärt: es war etwas in ihrer Familie geschehen, dass sie sehr wütend gemacht hatte. Innerhalb von fünfzehn Minuten waren die Schmerzen weg und sie bat um etwas zu essen. Nun konnte ich es wagen, wieder mit dem Roller zurück zu fahren und ins Bett zu gehen, denn ich war sicher, dass sie überleben würde. Am nächsten Tag kam sie zur Nachuntersuchung in die Klinik und ihr Bauch war o.B.!

Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass ich es nie gewagt hätte, in Holland so zu behandeln; doch in der Not darf man alle Regeln brechen!
 

 

Reisedurchfall

Nach einer persönlichen Erfahrung frage ich bei Patienten, die mich nach einer Tropenreise mit chronischem Durchfall aufsuchen, immer, ob sie auf ihrer Reise schwere Ängste oder Schrecken erlebt haben. Vor fünfundzwanzig Jahren reiste ich durch Nepal. Eines Abends fühlten wir uns in einer Lodge bedroht von einer Gruppe junger Männer, die dort feierten, und flohen. Lange Zeit litten wir unter der Vorstellung, dass wir gejagt würden (was glücklicherweise nicht der Fall war).

Gott sei Dank nahm uns jemand für die Nacht auf. Es war der letzte Tag einer dreiwöchigen Wanderreise, wir wollten am nächsten Tag mit dem Bus zurück nach Kathmandu fahren. Erst als wir endlich im Bus saßen, fühlte ich mich in Sicherheit. Doch sobald wir losfuhren, stellten sich bei mir die ersten Anzeichen von Durchfall ein. Ich werde diese Reise nie vergessen: Durchfall zu haben in einem Bus aus den fünfziger Jahren, der über schmale Bergpfade dicht an Schluchten und Abgründen vorüber holpert, ist nicht so ein tolles Gefühl - und in meinem Fall kam noch die Scham dazu...

Leider hatte ich damals keine homöopathische Reiseapotheke dabei, so musste ich es aussitzen. Nach ein paar Wochen waren meine Beschwerden abgeklungen. Mehr als zehn Jahre später machte ich zusammen mit mehreren Kollegen eine Arzneimittelprüfung. In der zweiten Nacht hatte ich einen Traum: Ich wurde von 3 Riesen gejagt. Ich konnte ihnen gerade noch entkommen, aber ich hatte furchtbare Angst.

Am nächsten Tag ging ich zur Arbeit. Aber ich konnte kaum am Schreibtisch sitzen, weil ich dauernd wegen meines Durchfalls aufs Klo rennen musste. Das Mittel, dass wir prüften, war Opium: Durchfall nach Angst und Schreck, Beschwerden durch Scham. Später behandelte ich einen Patienten, der auf einer Tropenreise überfallen worden war und nun mit Darm-Beschwerden zurückkam. Opium hat ihm geholfen.
 

Kategorie: Fälle

Stichwörter: heftige Bauchschmerzen, abdominale Schwellung, essen und trinken unmöglich, extreme Wut, Durchfall nach Angst/Schreck und Schamgefühlen

Mittel: Arsenicum album, Bryonia alba, Colocynthis, Opium

 

Akute Bauchschmerzen und Reisedurchfall

 
von Huib Wijtenburg
 

 

Akute Bauchschmerzen

Bei meiner zweiten Reise nach Nepal hatte ich mich eines Abends endlich zu Tisch gesetzt, um mein Abendessen einzunehmen, als es an die Tür klopfte. Es war einer der Kursteilnehmer, der auf seinem Moped herbei geeilt war um zu fragen, ob ich schnell zu einem Akutfall kommen könne. Rasch beendete ich mein Essen und sprang - mit Repertorium und homöopathischer Notfallapotheke ausgerüstet - hinter ihm auf den Roller. Es dunkelte früh und nach einer Fahrt durch viele Gassen und auf holprigen Wegen kamen wir endlich zu einem halb fertigen Haus, wie es dort so viele gibt. Die erste Etage ist fertig, für das zweite Stockwerk sind

zwar die Eckpfeiler vorhanden, aber das Stockwerk selbst fehlt. Eine junge Frau lag im zweiten Stockwerk auf einem Bett aus und es war klar, dass etwas nicht in Ordnung mit ihr war. Sie hatte schreckliche Bauchschmerzen und konnte weder Essen noch Trinken bei sich behalten. Bei der Untersuchung stellte ich fest, dass sie eine schmerzhafte Schwellung in der Mitte des Bauches hatte und jede Peristaltik fehlte.

Ich nahm an, dass es ein Darmverschluss oder eine Darmverschlingung sei und sagte, sie müsse zum Chirurgen. Nach vielem Reden mit dem Kursteilnehmer, der mich hergebracht hatte, wurde mir klar, dass eine Klinikeinweisung nicht infrage kam. In jenem Teil der Welt glauben die Menschen, dass man im Krankenhaus stirbt, wenn man es sich überhaupt leisten kann, dorthin zu gehen. Alle Augen waren hoffnungsvoll auf mich gerichtet. Ich war ihr Arzt, der einzige, der sie behandeln konnte, und ich sollte sie homöopathisch behandeln.
In einer so akuten Situation gehe ich davon aus, dass auf ein gutes Mittel innerhalb einer viertel Stunde eine Reaktion erfolgen sollte. Ich benutzte die Rubrik „Intussusception“, und gab ihr Arsenicum. Es tat sich nichts; ich saß still neben ihrem Bett und fühlte mich unruhig und unsicher. Natürlich versuchte ich mithilfe des Übersetzers nachzuvollziehen, was mit ihr los war, und gab ihr Bryonia, weil sie so still da lag. Wieder keine Veränderung!

Dann versuchte ich es mit Opium - wieder keine Reaktion - außer dass sie sich nun aufsetzte, nach vorn beugte und ihre Knie anzog und damit ein klares Bild für das nächste Mittel bot: Colocynthis. Indessen hatte sich auch ihre Krankengeschichte geklärt: es war etwas in ihrer Familie geschehen, dass sie sehr wütend gemacht hatte. Innerhalb von fünfzehn Minuten waren die Schmerzen weg und sie bat um etwas zu essen. Nun konnte ich es wagen, wieder mit dem Roller zurück zu fahren und ins Bett zu gehen, denn ich war sicher, dass sie überleben würde. Am nächsten Tag kam sie zur Nachuntersuchung in die Klinik und ihr Bauch war o.B.!

Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass ich es nie gewagt hätte, in Holland so zu behandeln; doch in der Not darf man alle Regeln brechen!
 

 

Reisedurchfall

Nach einer persönlichen Erfahrung frage ich bei Patienten, die mich nach einer Tropenreise mit chronischem Durchfall aufsuchen, immer, ob sie auf ihrer Reise schwere Ängste oder Schrecken erlebt haben. Vor fünfundzwanzig Jahren reiste ich durch Nepal. Eines Abends fühlten wir uns in einer Lodge bedroht von einer Gruppe junger Männer, die dort feierten, und flohen. Lange Zeit litten wir unter der Vorstellung, dass wir gejagt würden (was glücklicherweise nicht der Fall war).

Gott sei Dank nahm uns jemand für die Nacht auf. Es war der letzte Tag einer dreiwöchigen Wanderreise, wir wollten am nächsten Tag mit dem Bus zurück nach Kathmandu fahren. Erst als wir endlich im Bus saßen, fühlte ich mich in Sicherheit. Doch sobald wir losfuhren, stellten sich bei mir die ersten Anzeichen von Durchfall ein. Ich werde diese Reise nie vergessen: Durchfall zu haben in einem Bus aus den fünfziger Jahren, der über schmale Bergpfade dicht an Schluchten und Abgründen vorüber holpert, ist nicht so ein tolles Gefühl - und in meinem Fall kam noch die Scham dazu...

Leider hatte ich damals keine homöopathische Reiseapotheke dabei, so musste ich es aussitzen. Nach ein paar Wochen waren meine Beschwerden abgeklungen. Mehr als zehn Jahre später machte ich zusammen mit mehreren Kollegen eine Arzneimittelprüfung. In der zweiten Nacht hatte ich einen Traum: Ich wurde von 3 Riesen gejagt. Ich konnte ihnen gerade noch entkommen, aber ich hatte furchtbare Angst.

Am nächsten Tag ging ich zur Arbeit. Aber ich konnte kaum am Schreibtisch sitzen, weil ich dauernd wegen meines Durchfalls aufs Klo rennen musste. Das Mittel, dass wir prüften, war Opium: Durchfall nach Angst und Schreck, Beschwerden durch Scham. Später behandelte ich einen Patienten, der auf einer Tropenreise überfallen worden war und nun mit Darm-Beschwerden zurückkam. Opium hat ihm geholfen.
 

Kategorie: Fälle

Stichwörter: heftige Bauchschmerzen, abdominale Schwellung, essen und trinken unmöglich, extreme Wut, Durchfall nach Angst/Schreck und Schamgefühlen

Mittel: Arsenicum album, Bryonia alba, Colocynthis, Opium

 





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